Gedanken zum

Monatsspruch Januar 2025

Freundschaft wachsen lassen


In den Kalendern fürs neue Jahr haben manche die Geburtstage ihrer Lieben eingetragen. So vergessen sie das Gratulieren oder ein Geschenk nicht. Vom Schenken spricht auch der Monatsspruch für den Januar: „Liebt eure Feinde; tut denen Gutes, die euch hassen! Segnet die, die euch verfluchen; betet für die, die euch beschimpfen!“  


Schenken meint ja immer etwas, das mehr ist als nötig, etwas Überraschendes.  Dietrich Bonhoeffer hat gesagt, die Begegnung mit einem Feind fordere stets das „Außerordentliche“. Eine Großzügigkeit, die bereit ist, auch dem Feind das Geschenk der Liebe zu machen.

 

Das klingt nach Überforderung. Meint aber zwei Sachen: erstens die nüchterne Feststellung, dass wir Menschen einander nicht nur Freund sind. Es gibt Streit und Feindschaft unter uns. Das Gebot der Feindesliebe hilft, zwischen dem Tun des Bösen und dem Wert jedes Menschen zu unterscheiden. Ja, jemand kann Böses tun. Dafür ist er zur Rechenschaft zu ziehen. Aber jeder Mensch ist ein Mensch, und als solcher zu behandeln. Menschen können ihr Tun verändern, Einsicht gewinnen und umkehren zum Guten.

In einem zweiten Schritt gibt der Satz eine Möglichkeit, mit dem eigenen Hass umzugehen. Hass und Ärger verhärten das Herz, lähmen das Aufeinander zugehen. Den Hass in mir anzuerkennen, heißt auch: Feinde sind wir beide, keine Person ist besser als die andere. Das kann helfen vor dem Dünkel der höheren Moral. Und hilft zu fragen: Um was geht es eigentlich? Ist dieser Streit die Feindschaft wert? Die Feindesliebe relativiert den eigenen Wahrheitsanspruch und sieht die Wahrheit der anderen Person.

Also sagt mir der Monatsspruch: sei großzügig. Zuerst einmal zu dir selbst. Dann sei gut dem anderen Menschen gegenüber. Und zwar in der Hoffnung, dass das gute Handeln das Gute im andern hervorlockt. Die Feindesliebe gründet in Gottes Liebe zu den Menschen. Gott hat uns zuerst geliebt. Aus dieser Liebe heraus aufeinander zuzugehen, kann Feindschaft überwinden, neue Freundschaft wachsen lassen.


Pfarrerin Sabine Müller-Langsdorf
Referentin für Friedensarbeit im Zentrum Oekumene der EKKW und EKHN